von Helga
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Manchmal genügt ja ein Wort, das sogenannte Stichwort und im Kopfkino spult sich
ein Film ab.
Das Wort GROßMUTTER hat so rein garnix zärtliches, berührendes, an
sich.
Es wird heute ja auch garnicht mehr verwendet, nur in Büchern mit
Handlungen um 1850 etc. herum. Genau so hart wie es sich ausspricht Großmutter,
erinnert es eher an Rotkäppchen als es mit seinem Korb in den Wald ging.
Großväter spielten damals keine große Rolle, sie berührten nicht mal eine
Kinderwagenstange. So wie sich alle Dinge in den letzten Jahrzehnten verändert
haben, haben auch wir uns, die Großmütter verändert. Liebevoll für die
Enkelkinder dasein, herzen, küssen, kuscheln, behüten, beschenken, alles dies
habe ich nicht erlebt.
gemalt und geschrieben von meinem Papa |
Streng erklärte mir meine Mama was zu tun und zu laßen
ist, wenn wir heute am 3.2. zur Großmutter gehen um zu gratulieren. Schön die Hand geben,
einen Knicks machen, die Blümchen übergeben und sagen, "Ich wünsche Dir alles Gute zum Geburtstag".
Artig hinsetzen, nichts verkleckern, wenn du nichts
gefragt wirst und die Erwachsenen reden, hast du still zu sein. Oh' welch
Geisel war das denn, Klaro doch, daß man lieber schon wieder weg wäre, draußen
im eigenen Garten, schußern und hüpfen spielen mit Marie, der nachbarlichen
Freundin.
Dabei war das große Treppenhaus doch ein Anziehungspunkt und in der
Wohnung, dieses Clo mit dem Holzdeckel. Der endlos lange Gang hinter zu dem
Objekt der Begierde. Dieses ganz hohe schmale Fenster mit Blick aus dem 3. Stock
hinunter in den Pausenhof der Kernschule, wenn sich dort die Schüler
tummelten. Aber leider durfte ich ohne Aufsicht nicht hineintreten oder gar
das Fenster öffnen. Zu gerne hätte ich mich da hinausgelehnt, es war stets unter
Kontrolle. Naja, Kinderherz kann das nicht verstehen, aber es war absolut
richtig so.
Sie war die Mutter väterlicher seits. Streng, Damenschneiderin,
mit Kropf und hochgeschloßener Bluse mit Brosche, Haarknoten und eben korrekten
Manieren.
Sie wurde 1876 geboren und starb kurz vor Kriegsende 1944 mit 68
Jahren.
Meine Großmutter mit meinem Bruder Gustav |
Ihr Sohn, meinen Papa den sie 1903 gebar und den ich nicht Vater
nennen mußte, er war mein Paptanen, blieb bereits 1942 in Rußland zurück,
ich war gerade 3 Jahre alt.
Mein Papa ihr zweiter Sohn, gestorben1942 |
Geschneidert hat sie weltmeisterlich und ich mußte diese Zwangsjacken dann tragen. Iiigitt, Knöpfe ( die lieb ich garnicht, und ihre Zigarrenkiste mit den vielen vielen Knöpfen, die immer so blöd roch) und diese Ärmelbündchen die ewig eng waren und dreckig und nass, weil des Helgele nämlich keine Heilige war 🙈
Seht ihr die vielen vielen winzigen Knöpfe wie eine Borte an meinem Kragen ? |
Die Verbitterung durch den Verlust ihres zweiten
Sohnes, der erste Sohn war 1918 kurz vor Ende des ersten Weltkrieges noch rasch
durch einen Lungendurchschuß zu Tode gekommen, prägt einen Menschen natürlich,
beraubt der Kinder, der Familie und des Lebensinhaltes, innerhalb zweier
Weltkriege.
Ihr erster Sohn gestorben 1918 |
Ihr Kartoffelgäbelchen mit denen sie immer ihre Kartoffeln aufgespießt und dann geschält hat, das existiert allerdings immer noch und wird gut verwahrt, als ganz besonderes Andenken an sie.
Alles nur nicht alltäglich |
Heutige Omis haben einen Kosenamen, sind aufgeschloßen, sportlich
bunt und modern gekleidet, spendierfreudig und Enkelchen darf sich auch ganz
leger benehmen. So ist es richtig und ich hoffe, meine zwei Enkelkinder sehen
mich so.
Franken Helau und bis bald, Euere Helga
🎉🎉🎉
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