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Samstag, 8. März 2025

Tabak anbauen, eine Schinderei für die Genusssucht

Vorneweg, Mama, Bruder und ich hatten nie etwas mit Tabak zu tun, damit hier kein falscher Eindruck entsteht. Als 1945 die Amerikanische Besetzung in Bayern verkündet wurde, hielten auch die Namen Lucky Strike, Pall Mall, Camel und Chesterfield Einzug. 


Mama als unsere Ernährerin musste umtriebig sein um uns ein Mittagessen auf den Teller zu zaubern. Die Amis halfen uns insofern dazu, dass sie aus der PX die bei den Deutschen hochwillkommenen Zigaretten mit den klingenden Namen herbeischaffen konnten. 


Ich war damals erst sechs/sieben Jahre alt und ich sollte möglichst auf beiden Ohren taub sein. Kinder fragte man gerne aus sie waren ehrlich und sagten was sie wussten. Mama wurde gar arg böse wenn sie Zeuge wurde, wie Kinder ausgefragt wurden und fuhr diesen Menschen über den Mund „Fragen sie nicht immer die Kinder aus“, denn zu uns kamen immer oft Amerikaner und brachten Zigaretten vorbei.


Stangen waren dies für 1000 RM die Stange und Mama konnte sie mit Gewinn weiter verkaufen. Nun war es unter Strafe verboten Handel zu betreiben auch Nylonstrümpfe und die großen Dosen Huhn mit Nudeln waren sehr beliebt.


Egal, jeder musste schauen wo er blieb um den Hunger zu stillen und die Familie satt bekommen. Zu dieser Zeit kam man auf die Idee Tabak selbst an zu bauen, wenn man ein oder zwei Beete im Garten erübrigen konnte.


So wurde ich damals Zeuge wie mit Hilfe einiger Nachbarn bei uns Tabakpflanzen gesetzt wurden. Wer das Wissen dazu hatte war mir nicht klar. Ich sah nur die wunderhübschen roten Blüten die mir unendlich leid taten als sie geköpft wurden. 


Sechs bis acht Achselreihen brachten uns eine Farbenpracht. Die späteren Tabakblätter die riesengroß werden sollten und die dann mit einer Nadel durch die Rippe und einem Faden in unserer sonnendurchfluteten Veranda baumelten wo sonst unsere Wäsche hing. 


Ich war übrigens geschäftig mit involviert die Blätter aufzufädeln, das gefiel mir und ich war stolz darauf mithelfen zu dürfen und betrachtete mich schon als sooo erwachsen. 


Als die Blätter braun waren und dürr getrocknet, wurden sie von den Nachbarn in Streifen geschnitten, in weißes Papier gewickelt und mit der Zunge befeuchtet und zu gedrückt damit der Tabak sich nicht mehr verselbständigen konnte. Und dann wurde genussvoll gepafft. Diesen Vorgang gab es aber nur das eine mal und meine kleinen Hände wurden dabei auch etwas schwarz. Mit dem fertigen Stängel konnte ich nichts anfangen, ein Bonbon wäre mir lieber gewesen.


Nun stellte Andrea Karminrot in ihrem Lesezimmer ein Buch vor mit dem Titel „Tabakpech“. Ein Weihnachtsgeschenk für die Lesende Mama dachte sich Kerstin.
Tabakpech im Pech im wahrsten Sinne, es war vergriffen. Durch den Kommentar wurde Andrea hellhörig und bereits nach zwei Tagen lag das Buch von ihr im Briefkasten. Es war ihr Rezensionsexemplar vom Verlag. 


Mittlerweile ist es aber wieder zu haben und *hier* gibt es auch noch den Text ihrer Rezension zu lesen für evtl. Interessierte. Ein ganz herzliches Dankeschön an Andrea für ihre Fürsorge. Längst Vergessenes hat sie wieder in mir wach geküsst, es ist ja so viele Jahre her.

Fotos aus dem Tabakmuseum Lorsch/Bergstraße

Also ich muss sagen mir hat das Buch sehr gefallen, indem ich nun weitere Informationen bekommen habe, welche Plage es für die Tabakanbauer ist, da meist Handarbeit. Eine Familiengeschichte aus den Jahren 1930-1995 im unteren Odertal zwischen Preußen und Pommern. Tabakpech ist der Saft der beim Ernten aus der Pflanze tritt, klebt schwarz an den Händen, hält die Familien fest auf ihren Höfen, auch wenn dabei mancher Traum zugrunde geht. Eva -Martina Weyer hat es geschrieben, sie wuchs in Schwedt an der Oder auf. Sie lebt mit Mann und Kater mitten im Nationalpark Unteres Odertal, dem Land zwischen den Flüssen Oder und Welse. Geboren ist sie in Anklam. Die schwere Feldarbeit, der Zusammenhalt in den Pflanzerfamilien, ihre Traditionen und Lebensfreude haben sie tief berührt. Sie ist 64 Jahre alt und auch Vorleserin für große und kleine Kinder. Es ist ihr erster Roman, sehr sympathisch geschrieben. Nun hat mich im wahrsten Sinne die Lust gepackt einer einzelnen Tabakpflanze die Chance einer rosanen Blütenrispe zu geben. Hallo! Heidi Du Trollspecht machst Du mit? Du experimentierst doch auch so gerne auf Deinem Balkon. Mal sehen ob eine Pflanze in einer Gärtnerei zu kaufen ist oder aber ein Samenkörnchen auch reicht. Auch wenn wir keine Raucher sind, was da so alles hinter in einer achtlos weggeworfenen Kippe im Rinnstein für Geheimnisse schlummern, dieses Geheimnis könnten wir doch lüften. 😀 Neugierig geworden?


Herzliche Grüße von Helga


* dieser Beitrag kann indirekt Werbung ohne Auftrag enthalten (Markennennung, Ortsnennung oder Verlinkung)

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