von Helga
Es wird für mich ein trauriger Post, ein Erinnern an die schönste 
Handarbeitszeit meines Lebens.
Über 10 Jahre ..... aber leider..... vorbei 
ist vorbei, sie kommt nicht wieder. Jammern hilft nicht, für keinen von uns geht 
eine Stunde schneller oder langsamer vorüber.
Gestrickt hab ich schon immer 
gern, es brachte auch die Kriegs-bzw. Nachkriegszeit mit sich, daß Frauen 
strickten und nähten, Löcher stopften, Säume herausließen usw., und so lernte 
ich schon früh mit schweißnassen Händen mit den Nadeln umzugehen, Maschen 
fallenzulassen, auf nimmer Wiedersehen. Sogar eine wollene Unterhose mit Zwickel 
hab ich meiner Nichte damals gestrickt, geboren ist sie 1958 und immer wenn wir 
uns treffen kommt die Hose ins Gespräch, denn sie hat diese noch und benützt sie 
sogar wenn die Blase erkältet ist, als Wärmeisolation.

 
Ein kindliches 
Frühwerk für meinen Sohn geboren 1966, entstand mit dieser Jacke Mitte der 1975 
er Jahre, ich hab sie noch im Fundus. Selbstgestricktes kann man nicht einfach 
wegwerfen. Die Wolle war damals von Quelle, mit dicken Nadeln verarbeitet und 
mit einem Kettchenaufhänger von mir versehen worden. Kerstin hat sich 
schließlich dann als Verbündete mir angeschlossen und ihre Liebe zur Handarbeit 
entdeckt. Nun nadelten wir gemeinsam und alle Strickhefte wie Verena, Carina, 
Ingrid, Sandra oder Sabrina, wurden von uns Beiden aufgekauft.
Kerstin 
verließ mich dann und wendete sich als junge Frau anderen Themen zu. Die 
Wollstube NORD eröffnete ihre Pforten und ab sofort war ich dort Kundin. Man 
konnte hier Fragen stellen, brachte seine Arbeit mit, um sich ein Muster zeigen 
zu lassen. Es kamen auch andere Strickfans hinzu und somit öffnete sich montags 
hinter dem Verkaufsraum eine kleine Tür zu einem Zimmerchen mit 
Sitzgelegenheiten und einem kleinen Tischchen.
Ich sage Euch, es war so 
schön ❤️ und macht mich gleichzeitig auch sehr traurig, während ich dies hier 
niederschreibe. Der Zeitraum bewegte sich zwischen 1985 und 2002. Nun sind 
viele, die damals schon älter waren gestorben, auch der Laden lief nicht mehr 
besonders, sodaß unsere Frau U. eine Vollzeitstelle annehmen mußte. Die Rente 
sollte ja schließlich gesichert werden.
  
Bei unseren Treffen gab es Kaffee 
und selbstgebackenen Kuchen, jeder kam abwechselnd mal dran, ein Glas Sekt gab 
es auch immer zum Abschluß. Wenn dem Magen mal nicht nach Süßem war, gab es aus 
der nahen Metzgerei einen LKW. Wer nicht weiß was das ist, hier ein extra 
Foto. Ein "Leberkäsweckla" heißt das in Franken.
Ein Ausflug ins 
Heimatmuseum nach  Bad Windsheim stand auch auf dem Programm und die Ehemänner 
die schon in Rente waren, wurden auch dazu eingeladen. Eine Geburtstagsfeier im 
Wintergarten von Oedenberg gab es, und einen Polterabend der Tochter von der 
Wollstubeninhaberin.
Die Vermieterin, eine kleine zierliche Frau, strickte 
auch mit uns mit. Sie bekam ja schließlich mit, wer hier in ihrem Hause aus und 
ein ging. Auf einer riesigen Rundstricknadel mit 100erten von Maschen, 
entstanden bei ihr in den Jahren mehrere Röcke. Weit ausladende Glockenröcke.
  
Leider wurde nach ihrem Tod der Laden nicht mehr vermietet, denn der einzige 
Sohn zeigte kein Interesse und so sehen sie nun aus die Überreste, unserer ach 
so geliebten Wollstube.
Scheeee war's, aber was hast du denn gestrickt, 
werdet ihr fragen: Das ist eine kleine Parade von Werken und alle sind in einem 
Abteil meines Schrankes.
Ihr wißt ja, Bücher...Frau 
Meier....Gestricktes....und Gewerkeltes, alles wird gut versorgt von mir dem 
Helgele, der Brotverteilerin.
Mit einem lieben Gruß an Euch Alle
♥die Helga♥