von Helga
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....ja vor was? Der Angriff auf Dresden am 13.2.1945 hat es uns allen wieder vor Augen geführt. Nahezu jede Großstadt, vornehmlich solche mit großen Fabriken wo Rüstung gefertigt wurde waren im Blickwinkel. Später dann wurde alles und jeder im Bombenhagel erstickt, nur auf dem flachen Land war man noch sicherer. Auch Nürnberg meine Heimatstadt wurde am 2. Januar 1945 böse heimgesucht. Es war eine 8 Grad eiskalte Nacht und Vollmond. Die ersten Christbäume gehen nieder. Die Leuchtmunition weist den Piloten den Weg. Um 19.20 fallen die ersten Bomben und Nürnberg brennt. Es folgten noch viele weitere dieser Angriffe.
Aus diesem Grunde gestattete man meiner Mama für mich als
damals 5 jährige einen Dauerplatz im Bunker. Keine Fenster, keine frische Luft,
nur Beton, kaum Ablenkung. Ich wurde krank bekam Fieber und kein Arzt zur
Stelle. Unter welchen Umständen dann meine Mama einen rumänischen Arzt
aufgetrieben hat, blieb mir bis heute verborgen. Ich kann sie ja nicht mehr
fragen. Diagnose Scharlach, Cnopfsche Kinderklinik, weg von Mama und Bruder. Die Stadt
galt aber als nicht sicher und so kam ich mit einem Krankentransport nach
Neuendettelsau bei Ansbach. Bilder dazu gibt es keine, Rollfilme wurden ja
nicht produziert, so mußte der Apparat in der Schublade verweilen.
So und nun ? Wie
komme ich zu meinem Kinde? Bombenhagel, kein Zug unterwegs, kein SUV
vorhanden, nur ein altes Fahrrad, mit mangelhafter Bereifung. Auch die war nicht
zu haben. Mit einem alten kaputten Stück, abgeschnitten aus einem noch
kaputteren Mantel (man warf damals überhaupt nichts weg) mit Draht um die
schadhafte Stelle festgewickelt, hoppelte man dann etwa 40km auf der
Landstraße und über Feldwege, dem Kinde entgegen. Oftmals waren die Sirenen zu
Gange und Mama und Bruder suchten Schutz im Straßengraben. Dann sprang die Kette
heraus, man drehte das Vehikel um und mit ölig verschmierten Händen, gings
weiter. Sie mußten dringend weiter, denn der Heimweg war ja genau so lange und
sie mußten wohl kräftig in die Pedale treten, so ganz ohne Schaltung. Ziel
erreicht, die Schwester führte Mama und Bruder bis zur Zimmertüre und dort
durften sie einen Blick hineinwerfen. Eintreten und Kontakt aufnehmen war
verboten. Ich saß in meinem Bettchen und hatte noch einen dicken Schal um den
Unterkiefer gebunden, denn ich hatte auch noch die Mumps dazu bekommen. Erinnern
tue ich mich noch daran als ich Mama und Bruder dort stehen sah, daß ich meine
kleinen Arme ausstreckte und jammerte......heim, heim, ich will heim. Das
tat allen Beteiligten in der Seele weh und flugs war der Spuk vom Krankenbesuch
auch schon wieder vorbei. Ende März, Anfang April, ich weiß es nicht mehr so
genau, holte mich Mama dann wieder im Cnopfschen Kinderspital, unten an der
Pegnitz mit dem Fahrrad ab.
Am vorderen Kindersitz und zwei Eisenraster für
meine Füße, fuhren wir die Reutersbrunnenstraße an der Pegnitz entlang und es
war Frühling geworden. Das Kriegsende stand bevor und die Luft roch nach
Blüten, Vögel und Bienen summten und pfiffen um die Wette. Diesen Eindruck habe
ich mitgenommen bis heute, er kehrt alle Jahre zu diesem Frühlingserwachen
wieder in mich zurück.
Ich komme nun wieder heim zu Dora meiner Schildkrötpuppe,
die ich schmerzlich vermißt habe, aber es hielt mich trotz der großen Liebe zu
ihr nicht davon ab, ihr die blauen Augen immer wieder einzudrücken. Zu gerne
ging ich mit Mama in die Stadt aus Schutt und Asche um sie zum Puppendoktor zu
bringen. Ziel dabei das Schaufenster vom Doktor mit den kranken Pübschen mit
gebrochenem Bein und nur einem Arm. Da stand ich nun mit Tränen in den Augen und
freute mich anschließend mit Mama in den Mautkeller gehen zu dürfen um was Anständiges zu essen.
Genau in diesem Jahr kam ich dann in die Schule und ich
habe keine Bilder davon. Meine Schultüte war von Mama aus Zeitungspapier
zusammengepappelt mit angerührtem Mehlpapp, der Inhalt ein paar Bonbons,
Brausepulver und Wrigleys Kaugummi aus Amibeständen von der PX. Von meinem
Bruder ein Blechringlein für meinen Finger. Das wars und so war es.
Leider ja, eine gestohlene Kindheit, nicht wiederbringlich und doch hat man
überlebt und muß dafür dankbar sein, daß man mit dem Fortschritt der Zeit ein
Alter erreicht hat, das schon vorn eine 8 stehen hat. Trotz allem wir müßen
Dran bleiben, umsichtig sein, schnell kann sich das Blatt auch wieder wenden.
Denn so kann es auch nicht weitergehen, höher...schneller....weiter! Zufrieden
sein mit dem was man geschaffen hat. Heute einmal ein ganz anderer Post, er
ließ sich aber nicht anders machen.
Mit Grüßen von der Helga
♥♥♥
verlinkt mit: *Samstagsplausch*