Sonntag, 13. September 2015

Brotservice 1945...

von der Helga

 ... eine wahre Begebenheit.

In Eueren Kommentaren habe ich gelesen, dass Ihre meine Geschichtchen aus früheren Tagen gerne lesen mögt. Bitte sehr! .... Hier ist wieder Eines zum gerade aktuellen Thema Flüchtlinge. Eine kleine kindliche Episode:


Helgele war gerade im Mai 6 Jahre alt geworden, als der Krieg zu Ende war. Schlagwörter wie Bomben, Gasmasken, Sirene, Fliegeralarm, Bunker usw. verblassten langsam und neue Wörter, Flüchtlinge, jetzt kommen die Flüchtlinge aus den Ostgebieten, hörte ich von den Erwachsenen. Ja, Flüchtlinge, Flüchtlinge für die 6 jährige Helga nicht vorstellbar, was ein Flüchtling ist und wie er wohl aussehen mag. Man sagte auch die haben nichts, nur Hunger hätten sie wohl.


Nun Brot könnte ich besorgen dachte ich mir, aber die Flüchtlinge, wie komme ich an die heran. Die kämen auf der Straße daher wurde gesagt, aber Mama wollte immer nicht, dass ich zur Straße lief, ich sollte immer im Garten am Haus bleiben. Die kindliche Neugier siegte, rasch in die Küche, das ganze vorhandene Brot geschnappt und auf die Leyher Straße gelaufen. Da kamen Leute vorbei und in meiner Euphorie bot ich jedem Brot an: Hast du Hunger? Ich habe Brot! 


Es wurde mir aus meinen Händen genommen, aber wer die Menschen waren und ob es Flüchtlinge waren und ob sie wirklich Hunger hatten, bleibt bis heute ein Geheimnis.
Mein junges übervolles und überglückliches Kinderherz war nun endlich befriedet, was Mama mir danach für einen Marsch geblasen hat, weil wir nun schließlich selbst kein Brot hatten, könnt Ihr Euch ja denken. Aber...........als ich hörte, daß Mama bei den Nachbarn meine gute Seele lobte, konnte es ja nicht so schlimm gewesen sein. Gerade jetzt in diesen Tagen mit dem  Flüchtlingsdrama hat sich mir dies alles wieder ins Bewusstsein gedrängt. Das Unterbewusstsein vergißt eben nichts.


Hunger, ein Wort das mich schon durch mein ganzen Leben begleitete. Es muss unendlich schmerzhaft sein, nichts zu Essen in den Mund stecken zu können. Damals schon war ich tief
 beeindruckt von Karlheinz Böhm der in Afrika versuchte das Leid zu lindern. Und unsere Scarlett O'Hara aus dem Film" Vom  Winde verweht ", geht mir bis heute nicht aus dem Kopf. Am Ende des  1.Teiles steht sie aufrecht und gerade mit erhobener und zur Faust geballten Hand und rief:
"Ich will nie wieder hungern!" 

Jeder Sonnenaufgang sollte es uns an den Tag bringen, daß unsere Teller sehr gut gefüllt sind und klar machen, wie gut wir es hier haben.


Gerade jetzt in diesen Tagen mit dem Ausmaß des ganzen Flüchtlingsdramas hat sich mir dies alles wieder ins Bewußtsein gedrängt. Das Unterbewußtsein vergißt eben nichts. 
Hoffentlich nimmt alles ein baldiges und gutes Ende. Ich wünsche es mir sehr.

Nachdenkliche Sonntagsgrüsse 
von der Helga

14 Kommentare:

  1. Liebe Helga,
    wieder eine wunderschöne Geschichte die unter die Haut geht.
    Sehr schön, da können viele eine Scheibe von abschneiden....
    Dir einen schönen Sonntagabend.
    Liebe Grüße
    Jen

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  2. Manchmal, immer öfters, denke ich: wenn wir teilen würden, was wir haben, hätte immer noch jeder genug. Nicht Überfluss, der es zu lässt, dass man Brot wegwirft (was nienienie geht) aber es würde reichen. Für alle.
    Ich wünsche mir sehr, ich wäre wie Klein-Helga....
    Herzlichst
    yase

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  3. liebe Helga,
    ein wunderbarer Post!
    Wenn alle ein wenig geben, ist trotzdem für alle genug da!
    liebe Grüße
    Gerti

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  4. Liebe Helga!
    Du hast eben einfach schon immer dein Herz am rechten Fleck.
    Ich war als Schulkind auch immer diejenige die für die Außenseiter da war. Gut Hunger gab es nicht mehr wirklich zu meinen Zeiten, aber Kinder die nicht "alles" hatten und deshalb von den meisten Mitschüler automatisch an den Rand gestellt wurden. Warum Äußerlichkeiten so hoch geschätzt und ein klarer Menschenverstand so niedrig angesehen werden, dass habe ich leider bis heute noch nicht ganz nachvollziehen können. Aber vielleicht ist nun endlich die Zeit gekommen, dass ALLE zusammen stehen und Einer dem Anderen in der Not beisteht.
    Ich hoffe und wünsche es mir jedenfalls ☺...
    Viele Grüße ~Susanne~

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  5. danke Helga - ich habe mich über deine Zeilen und Bilder wieder sehr gefreut.
    So eine nette Geschichte - und dann auch noch so richtig aus dem Leben.
    Und dann der Bezug zu der aktuellen Zeit. Ja - es gibt so viel zum Nachdenken und Tun.

    Herzliche Grüße von Heidi-Trollspecht

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  6. Vielen Dank.
    Ja, wir sollten alle handeln wie die kleine Helga und teilen.
    Und es wäre für uns auch noch so viel leichter.
    Und ja, ich bin auch nachdenklich in dieser Zeit und
    sehe plötzlich manches anders.
    Viele Dinge sind auf einmal weniger wichtig.
    Ganz liebe Grüße, Jana

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  7. Ja liebe Helga, auch ich gehöre zu den Menschen die gerne deine Geschichten liest und sauge es förmlich auf. Ging mir schon immer so, vielleicht auch noch aus der Kindheit als mein Vater (╬) mir immer welche erzählt hat. Von daher würde ich auch immmer gerne mal Zeitreisen machen um zu gucken wie-wo-was gewesen ist. Deine Geschichte geht ans Herz und ich sehe die kleine Helga ohne Bedenken ihr Brot verteilen. Es ist wirklich furchtbar wenn Menschen hungern müssen, einen Situation die sich die meisten jungen Menschen so gar nicht mehr vorstellen können. Sie leben im Wohlstand und haben den Blick in die Welt und was rundherum passiert schon fast verloren. Ehrlich gesagt bin ich in den letzten Wochen sehr erschrocken, auch diese Entwicklung macht mir Angst und Bange. Vielleicht aber auch weil ich so einige Bücher gelesen habe die so nach und nach keine Geschichte mehr sind...

    Flüchtlinge gab es ja schon immer, und gerade hier auf den Kanaren gab es jede Wochen Flüchtlingsboote (ist ja auch nicht weit). Kurios an der jetzigen Welle ist das hier sozusagen "Ruhe" eingekehrt ist, auch wenn die Kanaren schon mitgeteilt haben dass sie Flüchtlinge aufnehmen werden...und das obwohl hier immer noch die Krise herrscht, sehr viele Menschen am Existenzminimum leben und die Arbeitslosigkeit immer noch sehr sehr hoch ist. Ich bin jedenfalls auch gespannt wie es enden wird, denn so wie jetzt kann es nicht weitergehen.

    Viele liebe Grüsse

    N☼va

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  8. Liebe Mama,

    diese Geschichte kannte ich ja noch gar nicht. Wie schön, dass ihr die Figuren von der Eisenbahn hier mitverwendet habt. Das Brot macht mir richtig Appetit!!!

    Liebe Grüße auch an Papa,
    Euer Jan

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  9. Hallo Helga,
    Hunger tut weh und ich bin froh, das ich in meinem Leben noch nie Hunger leiden musste.
    Deine Geschichte ist soooooooooooo rührend - ja, du bist eine gute Seele!
    Die Eltern meines Mannes waren ja auch Flüchtlinge, damals nach dem Krieg (deutschstämmige Heimatvertriebene aus Ungarn)
    Von daher ist mir das Thema nicht ganz unbekannt.
    LG Heidi

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  10. Hallo Helga, wie süß du als Kind warst...mit Gockel, ich glaube den hatte damals jedes kleine Mädchen...ich hatte auch einen.
    So eine schöne Geschichte! Du hast spontan geholfen, das ist so ein guter Zug....sicher ist das bis heute so geblieben.
    Danke für deinen Beitrag, er passt ja wirklich so gut in unsere momentane Situation mit den Flüchtlingen.
    Hab einen guten Tag!
    Herzlichst Despina

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  11. Liebe Helga, was eine schöne Geschichte! Wir Erwachsenen sollten uns häufiger wie die Kinder denken :o) Danke fürs Erzählen. Nachdenkliche Grüße Kerstin B.

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  12. Liebe Helga,
    ach was für eine wunderbare Geschichte! ♥

    Die kleine Helga hatt ein so großes Herz und ich muss dich jetzt einmal virtuell feste drücken dafür.
    Natürlich passt deine Geschichte zur aktuellen Zeit und zum Flüchtlingsthema, aber auch sonst ist das eine Einstellung von der man sich immer was annehmen sollte. Heute bist du natürlich die große Helga und so wie ich dich kennen gelernt habe, trägst du aber noch jede Menge von der kleinen Helga in dir und deswegen bist du mir auch soo sympatisch! :-)

    Sei herzlichst umarmt und
    viele liebe Grüße
    Naddel

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  13. Liebe Helga,
    ja, Kinder vollbringen, ohne groß darüber nachzudenken, oft herzensgute Taten...ich kenne noch aus den Erzählungen meiner Uroma, wie sie mit ihren Kindern, meiner Oma und ihrer Schwester, nachts auf die Felder ging um sich ein paar Kartoffeln zu klauen, damit sie überhaupt etwas zu essen bekamen...es ist schlimm, wenn jemand hungern muss...
    Ganz liebe Grüße
    Janine

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  14. Eine sehr zu Herzen gehende Geschichte, liebe Helga. Und auch aktuell sehr passend. Es macht mich jedes Mal unglaublich wütend, wenn ich im Fernsehen die egoistischen und herzlosen Sprüche der "Gegenseite" höre (ganz zu schweigen von den Anschlägen, für die einem jegliche Worte fehlen). Wenn jeder so ein gutes Herz hätte wie die kleine Helga, bräuchte sich niemand Sorgen zu machen. Es ist genug für alle da, und groß genug ist die Welt auch.
    Liebe Grüße ins Wochenende, Nata

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