von Kerstin und der Bärenoma Helga
Hallo Ihr Lieben, einen schönen Sonntag und einen guten Appetit wünsche ich Euch heute
Wisst Ihr was das ist ?
Na sicher, ein Armband doch!
......und diese honigfarbenen Steinchen?
Na, was wohl ...... Bernstein......
Falsch, total falsch, Karpfensteine sind das.....
Ätsch....Bätsch!
Ja, unsere ach so beliebte Delikatesse, ein "Aischgründer
Spiegelkarpfen" aus dem Frankenland, der Cyprinus carpio, engl. carp, hat einen
"Edelstein im Kopf".
Nachfolgender Zeitungsbericht klärt auf:
Im Karpfenkopf stecken begehrte Edelsteine
Im Augrust geht’s los. Sie haben richtig gelesen.
Es ist der August, in dem die Familien Hauber und Hebendanz die
Karpfensaison eröffnen. Nie von den Monaten mit R gehört? Nur in diesen
gibt es den fetten Aischgründer, und immer dann gehen die Vier auf die
Jagd nach Karpfensteinen. Der frühe Vogel fängt den Wurm - also wird
beim R eben ein bisschen geschummelt.
Karpfensteine? Martha
Hebendanz freut sich immer noch wie ein Kind, wenn auf dem Gesicht eines
Gegenübers wieder einmal ein riesiges Fragezeichen erscheint. «Des
glaabt immer kanner», strahlt sie und hat neulich sogar beim Fischmarkt
nachgefragt, «ba die Exberdn hald». Ergebnis: nie gehört. Die
Herrschaften waren absolut blank.
«Schauer’S her.» Schnell holt
die quirlige Frau ein braunes Gläschen hervor, in dem es klappert. So
zeigten einst genesene Menschen ihre entfernten Nierensteine stolz der
Verwandtschaft. Erst der Ultraschall, der die schmerzenden Trümmer
pulverisierte, machte diesem schönen Brauch ein Ende.
Mümpfelnde Rohlinge
Hier
klappern freilich nur nach Fisch mümpfelnde Rohlinge, und die ehemalige
Zahntechnikerin schüttet ein paar der rosig-stumpfen Stücke in ihre
Handfläche. Irgendwie herzförmig und ein wenig wie Bernstein schauen sie
aus, diese hart gewordenen Knorpel. Rein gar nichts deutet auf ihren
späteren Reiz am Goldkettchen hin.
Gut versteckt im Kopf des
Karpfens sitzen diese Steine, von denen die Sammler glauben, dass der
Fisch sie quasi als Scharnier zum Kopfschütteln braucht. Sowohl Helmut
und Helga Hauber als auch Martha und Gerhard Hebendanz sezieren im
Gasthaus Süß in Buch bei Weisendorf seit über 30 Jahren noch jeden
Fischkopf, der ihnen unters Messer kommt. Fischhälften ohne Rückgrat
serviert man ihnen dort schon lange nicht mehr. An denen hängt nämlich
die steinlose Kopfhälfte.
Und wozu der ganze Aufwand? Reicht es
etwa nicht, das rösche Tier einmal im Monat im Karpfengrab überm
Hosenbund anständig zu bestatten und einen Schnaps drauf zu trinken? Von
wegen. Jetzt tischt Martha Hebendanz in ihrer Dachwohnung in der
Altstadt triumphierend die mit feinem Zahnbohrer polierten, mit
farblosem Nagellack zum Glänzen gebrachten und mit einem Bohrloch
versehenen Endprodukte auf.
Es sind eigentümliche Ketten aus
Karpfenstein - Freundin Helga ziert sich nicht lang und entblößt das
Handgelenk: Auch da klimpert ein Karpfen-Armband. An fünf weißen
Kunststoffbüsten, wie sie altmodische Juweliere gern ins Schaufenster
stellen, hängen weitere güldene Ketten mit - erraten. «Etz is a Ruh. Des
Gefutzel immer.» Martha Hebendanz, resolute Produzentin des fischigen
Gebaumels, hat inzwischen die Nase voll. Zumal sie lieber Perlen trägt
als Karpfensteine.
CLAUDINE STAUBER (Nürnberger Nachrichten)
Inzwischen ist alles durch diese Presseveröffentlichung so publik
geworden, dass es mittlerweile in Neustadt/Aisch ein Karpfenmuseum gibt, wo
unter anderem die Colliers als Leihgabe von Martha ausgestellt sind.
So, Ihr Lieben, Rätsel gelöst, wieder was dazugelernt. Meinem lieben Papa schmeckts erstmal saugout, bevor er auf die
Schatzsuche geht. Ich muss leider noch warten bis ich in meine alte Heimat
fahre, um auch ein gebackenes Kärpflein mit Kartoffelsalat zu verspeisen.
Die
Saison geht ja noch bis Ende April, solange finden wir das berühmte "r" in den
Monatsnamen. Nach einer kurzen Sommerpause heißt es dann ab
Ende "Augrust"
aber schon wieder "Auf geht's in die nächste
Runde.
Petri heil Ihr Lieben und ein schönes Restwochenende wünscht Euch
Eure Kerstin
♥♥♥