Meine allererste Spurensuche heute gehört Frau Meier. Ich schleiche in die Kellerräume hinab und höre.....nichts. Frau Meier ruht noch, ist ja auch noch Wintermonat Februar.
Gerüstet wäre ich ja, frühlingshafte Leibspeisen wie Chicoree und
Feldsalat auf Lager. Na ja, ess ich halt die guten Stückchen dann selbst. Da sitz ich mit meinem Strickstrumpf und grübele nach. Wo
ist sie geblieben die Zeit, die Jahre und unsere Vorhaben. Viel wurde
umgesetzt, aber es wird nicht weniger, laufend werden wir mit Neuem überhäuft,
das muss alles bearbeitet und gelesen werden.
Ein Schäfchenhimmel an der Hefefabrik für Heidi |
Die Spuren verwehen, Lützerath ist passee. Ein ganzer
Siemens Komplex entstanden nach dem Krieg auf fruchtbarem Ackerboden in Nürnberg, nun
schon wieder erdbodengleich für Neues! Geopfert dafür die Hälfte einer riesigen Laubenkolonie
samt Straßenneubau. An die Devise die ausgegeben wurde, das „Versiegeln von
Böden zu minimieren“ hält sich sowieso keiner. Warum nur warum und wer hat das Geld
dazu!? Neuer Wohnraum auf Feldern von Gemüseerzeugern.
Treibhäuser soweit das Auge reicht.
Nun die alte Hefefabrik mit ihrem riesigen Turm steht schon seit 1855 in Nürnberg im Ortsteil Buch. Nicht mehr rentabel, weg
damit, Büros im Angesicht des Home Office müssen entstehen. Alles in der Einflugschneise zum Airport
Albrecht Dürer. Verstehe das wer will, ich nicht mehr. Braucht man das
unbedingt?
Die Spuren am alten Kanal mit den Treidelschiffen und den
ziehenden Pferden, die allesamt „Elfriede“ hießen. Romantik ist zum Fremdwort
geworden, die sucht man nun anderswo. Doch wo? Genau geschaut dahinter, ist
auch nur Elend und Armut zu sehen. Aber wer schaut heute noch genau in dieser
schnelllebigen Zeit. Die Luxushotels brauchst du nicht zu schauen, da ist alles
Top! Mitnehmen was geht outdoor, wenn man unterwegs ist. Spuren sind und
bleiben eben nur Spuren, für jeden in anderer Form und in Erinnerungen
schwelgend, welche einem gerade zum Gemüt passen.
Warum früher die Zeit nicht raste, habe ich bei meiner
Strickstrumpfbeschäftigung nun erkundet. Die freie Zeit heute macht uns zu
schaffen. Bis 18 Uhr musste man früher arbeiten und samstags bis 12 Uhr. Urlaub
2 Wochen, sprich 10 Tage und je 1/2 am Samstag, das waren 11 Tage. In der
Geldbörse war auch nicht gerade ein Überhang, zum Geld ausgeben. Die Hilfsgeräte
in der Küche und im Handwerk, Bohrmaschinen und Traktoren, Rasenmäher,
Staubsauger etc. machten die Arbeit leichter und schafften mehr Freiraum auch
für Sport und Golf spielen, man lebte weiter auf.
Gut so trotzdem wie es gekommen ist, es ist unser Leben und
wir wollen und sollen es auch genießen, alles mitnehmen was uns wichtig
erscheint, solange wir es können. Meine Verwehungen von Spuren sind mein Geburtshäuschen
und mein Gärtchen.
Auch da wurde gerodet und umgestaltet. Der Kirsch- und der
Birnbaum Opfer der Garage die man haben wollte. Der rote Winterapfel noch von
meinem Vater in der Mitte der 30iger Jahre gepflanzt mit dem schönen Namen
„Roter Eiserapfel“ in Bamberg erfunden und in Nürnberg weiterverbreitet.
Katze Mucki |
Spurensuche der weißen Tafthaarschleifen für meine dicken
tizianroten Zöpfe die Mama mir nicht kaufen konnte, weil sie erstens teuer
waren und keine Überlebenschance hatten.
Spurensuche über die Bombennächte im Januar 1945, als
Mama mit mir auf dem Gebäckträger ihres Fahrrades nach Ochenbruck in Eiseskälte
zur Reinholdshöhe fuhr um vor den Tieffliegern (30.1.33 Machtergreifung in Hitlers unberechenbaren
Händen) Schutz zu finden. Ein
Dorfgasthaus am Waldrand, man kannte uns und wir durften mit anderen
Schutzsuchenden auf dem Fußboden schlafen. Eine Decke hatte Mama für uns alle
dabei, etwas zu Essen gab es in der Gastwirtschaft und mein Bruder hatte sein
eigenes Fahrrad und zitterte vor Angst wie Espenlaub. Er war 1945 schon 14
Jahre alt und wollte so gerne Zahnarzt werden. Das Leben ist Veränderung und diese Orte hier verändern
sich wie alles andere auch. Wir können nichts festhalten. Die Zeit ist wie ein Fluß.
Er trägt uns fort und meistens viel schneller als uns lieb ist.
Sehr emotional ist das wieder geworden, so beende ich meine Spurensuche, vielleicht finde ich in
den Verwehungen wieder den Anschluss, dann lasse ich es Euch wieder wissen.
Albert Schweitzer |
Herzlichst Helga