von Helga
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💣....am Donnerstag dem 19.09. traf uns aus heiterem Himmel, nein Quatsch, aus dem Erdboden. Gottseidank kam
sie nicht von oben. Gefühlt hatte ich mich aber plötzlich so, als wenn Mama
sagte, komm Helgele nimm dein Köfferchen wir müßen in den Bunker. Und ganz
plötzlich war wieder alles ganz hautnah, Mama, die Angst, der Bruder, der
Rockzipfel zum festhalten bei Mama, da passiert mir nichts. Also der Reihe
nach, wir wollten einkaufen und kaum aus der Garage um die Kurve gebogen, ein
Sperrband und ein Feuerwehraufgebot. Wir mußten um weiter zu kommen, einen
riesigen Bogen und auf die Bundesstraße hinausfahren. Kaum im ersten Laden
angekommen sagte die Verkäuferin, na hoffentlich kommen sie wieder nach Hause.
Ich war verblüfft und sagte ja, gerade hatte wir schon Schwierigkeiten her zu
kommen. Ja wissen sie denn nicht, daß da vorne eine Fliegerbombe aus dem zweiten
Weltkrieg gefunden wurde?💣
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Foto: Stadt Nürnberg |
💣Nein, wußten wir nicht, die soll noch heute entschärft
werden und wir sind hier alle evakuiert.Also nix wie heim, Herrn Google
befragt und da stand es schwarz auf weiß.US-Fliegerbombe hält Einsatzkräfte
in Atem. Ein 450 Kilo schwerer Blindgänger mit einem funktionierenden
Doppelzünder und einem Sprengstoff von 225 kg, zwingt zu großräumiger
Evakuierung. Über 9.000 Menschen waren betroffen. Entschärfung gegen 20 Uhr. Ab
17 Uhr beginnt die Evakuierung und die Sperrungen der Straßen, auch die
Straßenbahn und die Busse sind betroffen. Gehbehinderte und Bettlägerige werden
vom roten Kreuz transportiert. Was tun? Erst wollten wir uns zu Hause
verschanzen, aber Kerstin und unser Sohn drangen darauf, daß wir gehen. Der
Fundort ist nämlich nur 300 m von unserem Haus entfernt, daß war es dann was uns
bewog, doch zu gehen. Wir warteten allerdings bis 19.30 Uhr und dann fuhren wir per
Auto zum zwei KM entfernten Berufsförderungswerk, wo am Abend noch Kurse laufen
und ein Parkplatz vorhanden ist. Dabei hatten wir so gut wie nichts, außer einer
Flasche Wasser, die Geldbörse mit wenig drin 😲 und unsere Papiere wie Ausweis
und Führerschein. Ganz ganz wichtig, Frau Meier 🐢 war auch an Bord in ihrer
Winterkiste.💣
💣Beide Nachbarskinder verluden auch ihre zwei Zierhasen ins Auto und
fuhren zur Oma. Wir hörten dann Musik im Radio und vom Radio Franken wurden wir
auf dem Laufenden gehalten. Um 20 Uhr begann der Sprengmeister und Team mit
seiner gefährlichen Arbeit. Es zog sich und zog sich, ich lauschte zwischendurch
ob es eine Explosion gibt, aber gottseidank ging alles glatt und um 21.30 kam
die Erlösung. Zwischendurch half ich noch einer verzweifelten jungen Frau die
ihren Zug erreichen wollte, aber sie stand eben da und kein Bus kam. Ich lud
dann ihren Trolli ein und fuhr sie zur nächstgelegenen Bushaltstelle wo sie
weiter kam. Mehr konnte ich für sie nicht tun, denn nachts fahr ich nicht mehr
so gerne und ein Risiko wollte ich nicht eingehen. Sie erzählte mir unterdessen,
daß sie sehr Angst hat wenn es dunkel ist, denn sie wurde schon mal überfallen
und vom eigenen Vater mißbraucht. Ich komme gerade erst in meinem Leben an, bin
31 Jahre alt, habe bis jetzt bei der Eingliederung von Asylanten gedient und
schule nun zur Bürokauffrau um. Sie tat mir leid und ich wollte ihr unbedingt
helfen. Sie hat mich umarmt und sich bedankt, daß es nicht selbstverständlich
ist, daß einem so geholfen wird. Als Dank will ich für sie und ihren Mann um
Gesundheit beten. Ob mir das wohl so recht ist? Ja natürlich, was können wir
mehr gebrauchen als dieses Geschenk.💣
💣Diese Randerscheinung erlebten wir,
weil eine Baufirma auf diesem Grundstück einige Häuser errichten will und bei
Sondierungsarbeiten auf den Blindgänger stieß. Unfaßbar, daß 75 Jahre lang
dieser Blindgänger dort unentdeckt lag und eine Familie in ihrem Haus dort
lebte. Es war ein kleines Siedlungshaus in einem großen Grundstück, das nur
einen Rasen hatte. Die Frau ist nun verstorben das Haus abgerissen worden und
nun das. 300 Meter Luftlinie entfernt sind wir zu Hause. Mitten im
Gemüseanbaugebiet sind viele Ränder abgezweigt worden um der Wohnungsnot zu
begegnen. Es liegen bestimmt noch mehrere dieser Kriegsgeschenke tief unter dem
Gemüseland. Die Bombentrichter haben sich wieder gefüllt und sind überwachsen im
Laufe der Jahrzehnte.
Wir konnten dann innerhalb 10 Minuten wieder in unser
Heim zurückkehren und danken den vielen ehrenamtlichen Helfern und den
freiwilligen Feuerwehren aus dem Umland für ihren Einsatz. Er war wahrlich nicht
von Pappe. Es gab auch Übernachtungsmöglichkeiten in der Turnhalle und ein Chaos
auf dem Airport konnte in letzter Minute noch abgewendet werden, indem man den
Sperrgürtel dort etwas zurücknahm. Welch ein aufregender Tag bzw. Abend, um
3/4 11 Uhr gabs dann endlich Abendbrot. Es hat mich als Kriegskind emotional
sehr aufgewühlt. Jetzt gehts aber wieder, der nächste Post wird wieder
etwas schöner. 💣
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Zitat: Willy Brandt, Foto: Feuerwehr |
Herzliche Wochenendgrüße von der Helga
verlinkt mit: *ZiB*, *Samstagsplausch*,