🐢Hallo ihr lieben Tierfreunde, es ist kaum vorstellbar, sogar ich selbst mußte
schlucken, als ich die Zahl errechnete. Niemals würde ein Hund oder eine
Katze, ein Pferd oder Huhn dich solange als Haustier begleiten🐢
🐢Eine Schildi ja,
ohne weiteres wie ich es nun erleben darf. 1970 im Vorübergehen für 4.- DM
für zwei noch nicht schulpflichtige Kinder mit Garten mitgenommen, um den
Wunsch nach einem Haustier zu befriedigen. Aber heute nach dem
18tausendensten626igsten Tag und 51 Jahren weiß ich was es bedeuten kann, wenn die
Kinder erwachsen werden und das Haus verlaßen. Dann ist es amtlich daß ich
seither und zwar tagtäglich, für dieses hilflose Wesen die Kümmerin war. ( Da
hätte ich eine Anmerkung durch meine Erfahrung: bitte keine Schildkröten als
Tierersatz für Kinder zulegen. Sie sind hilflos und brauchen Zuwendung, das
können Kinder noch gar nicht einschätzen und leisten)
Nun sind die Tage,
Wochen und Jahre dahingegangen für mich und die Meierin, immer im selben Modus🐢
🐢Essensrationen verteilt, Lieblingsgerichte aufgetischt, Streicheleinheiten
verteilt, soweit dies möglich ist bei einem Panzertier, durch Auflegen meiner
Hände, damit sie die Wärme spüren kann🐢
🐢Muß sie sich doch sonst alles gefallen
laßen was man mit ihr anstellt. Hochnehmen, auf den Rücken drehen, strampeln
lassen, unsanft auf dem Boden wieder absetzen, was Kinderhände noch nicht
kontrolliert einordnen können. Kein leichtes Leben so plötzlich für eine
Schildi. Dressieren mit Kunststücken konnte ich sie nicht, aber wenn meine
farbigen Gartenclogs ins Blickfeld kamen, lief sie mir nach🐢
🐢Das Köpfchen fuhr
heraus und legte sich auf meinem Finger ab. War dieser doch von einer bestimmten
Wärme, die sie als Kaltblut genoß und für mich die Bestätigung des
Vertrauens🐢
🐢Der Natur als Urvieh entnommen, aufgewachsen aus einem Ei, ohne
Mutter und was man so von Müttern erlernt, war sie von Geburt an auf sich
gestellt. Sie lebt von der Wanderschaft und was da Essbares gefunden wird und
von Tag und Nacht. Geht morgens die Sonne auf gibt es kein Duschbad, sondern ein
Sonnenbad und des abends wenn die Sonne sich zurückzieht, sucht man einen
Schlafplatz. Jeden Tag ein anderes Hotelbett. Ob es sich in der Natur da
draussen auch so sorglos leben ließ, wie hier in ihrem angestammten Territorium?🐢
🐢Immerhin gibt es keine Gefahren für sie und ausreichend Auslauf, indem der ganze
Garten für sie als Freizeitparkanlage zur Verfügung steht und wie man so sagt
„pumperl gsund“ ist sie schon immer gewesen. Ein extra schönes
Einfamilienhäuschen mit Satteldach, ein Gartentürchen sozusagen den Garten im
Garten nennt sie ihr Eigen, denn vor das Haus wo Passanten vorübereilen, soll
sie nicht.🐢
🐢Wenige Male konnte sie allerdings auch ausbüxen, wenn der Wandertrieb
an manchen Tagen sich besonders ausprägte, aber Helmut konnte die
Ausbrechversuche immer wieder unter Kontrolle bringen. So ist uns Helmut nun
aber leider abhanden gekommen, denn nicht nur Frau Meier hat hier ihre 51 Jahre
abgelebt, leider auch wir Beide tragen diese Jahre nun auf dem Rücken herum,
sodaß ich mich nun nur noch um mich und mein Haustier kümmern muß, während
Helmut im Pflegeheim selbst auf Hilfe angewiesen ist. Man will es einfach
nicht glauben, daß auch in den vermeintlichen, nichtssagenden Tieren, Seelen
wohnen, denn meine Meierin trauert mit mir und ist seitdem noch anhänglicher
geworden.🐢
🐢Sie sucht mich und marschiert durch die Terrassentür ins Haus. Zur
Zeit wo es noch so frisch und frostig ist draussen, sind wir zusammen in der
Küche tätig und die Nacht verbringt sie im Gästeclo. Beides ist gefliest und so
zweimal die Woche, kann ich die Hinterlassenschaften auch aufwischen.🐢
🐢Eingesperrt will und muß sie auch nicht sein. Gerne bleibt sie auch in ihrer Heukiste und wir unterhalten uns. Schildis sind sehr genügsame Tiere.🐢
🐢Ich bin mir nicht sicher, glaube es aber zumindest zu spüren, daß sie bemerkt
hat, daß auch ich einsam und somit traurig geworden bin. Warum kann ein Tier
so alt werden, daß die Natur völlig auf sich alleine gestellt hat, wer kann mir
diese Frage beantworten? Wenn ich als jahrzehntelange Bezugsperson nun vor ihr
sterbe und niemand mehr da ist den sie kennt, wird sie auch sterben, davon bin
ich überzeugt 🐢
🐢So weit wollen wir nun nicht denken, noch haben wir uns, sie
mich und ich sie, hoffentlich noch recht lange auch unseren lieben Helmut noch,
der auf den Besuch seiner Kümmerin auch immer sehnsüchtig wartet. Zum Schluß
dann noch etwas Fröhliches „ Es gibt eben immer was zu tun "das Passwort
lautet: Kröte 51.🐢
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Johann Wolfgang von Goethe
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🐢 Grüße von Helga 🐢